Kaempfers Zeit in Lieme

Engelberts Musensitz

Eine Zeichnung aus Kaempfers Buch

Engelbert Kaempfer hatte ursprünglich vorgehabt, in Lieme seine mitge­brachten Reisestudien zu überarbeiten und zu veröffent­lichen. Doch sein Amt als Leibarzt vom Grafen Friedrich Adolf zur Lippe ab 1698 nahm so viel Zeit in Anspruch, dass er kaum Gelegenheit zum Schreiben hatte. Hinzu kam, dass ihn immer wieder Menschen besuchten, die seine Reiseberichte von ihm hören und seine Reisean­denken bestaunen wollten. Die immer wiederkehrenden gleichen Fragen wurden Kaempfer lästig.

Von Freunden überredet, heiratete er am 18.12.1700 die sechzehnjährige Maria Sophia Wilstach, die Tochter eines reichen Kommerzienrates; vornehmlich aus dem damals üblichen Grund, nämlich der Mitgift wegen.

Die Ehe wurde zur Tortur. Die beiden passten nicht zuein­ander; der große Altersunterschied und die ungleichen Interessen waren wohl die Hauptgründe. Zudem starben die drei Kinder der Kaempfers noch im Kindesalter, alles­amt an Blattern.

Dr. Engelbert Kaempfer bemühte sich als Armendechen mit mehreren Honoratioren um die Selbständigkeit der Kirchengemeinde Lieme von St. Johann. Die Missstimmigkeiten erreichten ihren Höhepunkt im Jahre 1709. Dieses erste Ansinnen wurde noch abgelehnt. Erst 1726 wurde die Kirchengemeinde Lieme eigenständig.

Ein besonderer Höhepunkt seines Lebens mag wohl die Herausgabe seines Buches gewesen sein, das den Titel „Amoenitatis exoticae“ (Wunder des Auslands) trug und viele Reiseerfahrungen beinhaltete.

Im letzten Lebensjahr Kaempfers war das Zusammenleben mit seiner Frau zu einer solchen Qual geworden, dass er sie enterbte und die Scheidung einreichte.

Dazu kam es aber nicht mehr. Im Januar 1716 befiel ihn eine Krankheit, von der er sich nicht wieder erholte. Er starb abends um 21.00 Uhr auf dem Steinhof. Beerdigt wurde er in der St.-Nicolaikirche in Lemgo neben seinem Vater, der dort Pastor war. Eine Gedenkplatte erinnert an ihn.

Seine Schriften wurden aufgekauft von Sir Hans Sloane, einem reichen irischen Sammler und Mäzen. 1727 veröffentlichte er die von Engelbert Kaempfer zusammengetragene Japan- Biografie in englischer Sprache, die noch ca. 100 Jahre später als Handbuch für alle Japan-Interessierten als Standard-Werk galt. In Deutsch erschien sie ca. 50 Jahre später.

Viele seiner Werke sind bis heute erhalten geblieben. Sie bieten den heutigen Lesern einen Einblick in die damalige Asienwelt. Das ist ein Umstand, auf den Engelbert Kaempfer sicher stolz gewesen wäre.